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Betriebe, Stiftung Wagerenhof, Tagesstruktur

Bereit für's grosse Fest

Monika, Unternehmenskommunikation

07. März 2025

Die Vorfreude auf das Candle-Light-Dinner liegt seit Wochen spürbar in der Luft. Das Reinigungsteam hat die Cafeteria blitzblank geputzt: Der Boden glänzt, die Seifenspender in den Toiletten sind aufgefüllt. Am Haupteingang rollen freiwillige Helferinnen und Helfer den roten Teppich aus, während sich die Bewohnerinnen und Bewohner schminken und frisieren lassen. Ein Einblick in unseren lebendigen Alltag, in dem Inklusion und Teilhabe selbstverständlich sind.

In Leichter Sprache

Alle freuen sich auf das Candle-Light-Dinner

  • Das Fest ist für die Bewohnerinnen und Bewohner im Wagerenhof.
  • Die Cafeteria ist dekoriert mit Kerzen und Glitzer.
  • Am Nachmittag machen sich die Bewohnenden hübsch fürs Fest.
  • Sie lassen sich die Nägel lackieren und die Haare föhnen.
  • Viele Menschen helfen, damit sich die Bewohnenden gut fühlen.
  • Sehr wichtig sind auch die vielen Menschen im Reinigungs-Team.
  • Das Reinigungs-Team macht den Wagerenhof schön und sauber.

In zwei Stunden ist es soweit. Was sonst die Cafeteria für unsere Mitarbeitenden ist, verwandelt sich an diesem Abend in einen festlichen Saal. Rund ein Dutzend Mitarbeitende, Lernende sowie freiwillige Helferinnen und Helfer arrangieren Teller, Gläser und glitzernde Läufer auf den weissen Tischtüchern. In der Küche dampfen die ersten Töpfe und ein verlockender Duft von frisch gedünstetem Gemüse liegt in der Luft. Alle eingespannten Teams arbeiten hoch konzentriert, gesprochen wird wenig. In zwei Stunden treffen 87 Gäste. Bis dahin muss alles bereit sein.

Festsaal wird zum «Beauty-Salon»

Das Candle-Light-Dinner ist ausschliesslich für unsere Bewohnerinnen und Bewohner reserviert. Sie freuen sich schon seit Wochen darauf.  «S’Esse isch vornehm und wird serviert», bringt Elisabeth ihre Vorfreude auf den Punkt. Ausserdem werde sie ihre Fingernägeli lackieren und die Haare sorgfältig frisieren. Auch Bettina strahlt: «Es isch schön deckt und es git öpis feins». Und beim Gedanken an «diä fein Säuce» beginnt Alessias Gesicht zu strahlen.

Während in der Cafeteria die Vorbereitungen laufen, richten sich auch die Bewohnerinnen und Bewohner für den grossen Abend her. Dafür hat das Freizeit-Team den grossen Festsaal in einen stilvollen Beauty- und Kleidersalon umfunktioniert. Coiffeusen gestalten mit Lockenstab und Föhn elegante Festfrisuren, Stylistinnen setzen mit geschmackvoll eingesetzter Farbe und Make-Up Akzente. Bunt lackierte Nägel und sanfte Handmassagen runden das Angebot ab. In den gemütlichen Stühlen mit Armlehnen geniessen die Bewohnenden das Verwöhnprogramm und lächeln zufrieden.

Freiwillige Helfende unterstützen beim Anprobieren

Für das passende Outfit geht es einen Raum weiter zur «Boutique glücklich». Hier reihen sich entlang der Wände meterlange Kleiderstangen. Das grosse Angebot an eleganten Secondhand-Kleidern ist sortiert nach Farben und Stilen. Hier ein langer Jupe mit blumigen Volants, da ein blaues Satin-Jaket mit Schlips, dort eine mit rosa Strasssteinen besetzte Jeans. Ein wahres Paradies für alle. Auf dem grossen Tisch in der Mitte funkelt es verführerisch: Perlenhalsketten, Armbanduhren und glitzernde Ohrringe. Wer ein Schmuckstück oder ein Kleid ins Herz schliesst, darf es gleich anziehen. Freiwillige Helfende stehen bereit, um beim Aussuchen und Anprobieren zu unterstützen.

Das Freizeit-Team organisiert das Candle-Light-Dinner. Von den Wohngruppen erfahren sie, wie viele Personen sich vorbereiten möchten. «Wichtig ist, dass nicht alle gleichzeitig kommen», erklärt Dési das Vorgehen. «Wir möchten uns für jede und jeden genügend Zeit nehmen.». Wer dennoch einmal warten muss, ist gut aufgehoben. Am grossen Holztisch gibt es Bänke zum Sitzen und Beobachten - wer mag, bekommt sogar noch einen Kaffee serviert.

«Ich üebe für hüt Abig»

Es wird viel gelacht und fröhlich geplaudert an diesem Samstagnachmittag. Draussen erklingt plötzlich die Melodie von «Oh du goldigs Sünneli» - im Einklang mit der Sonne, die sich gerade aus dem Nebel befreit. Es ist Reto, der konzentriert in seine Trompete bläst. Vor sich sein aufgeklappter Koffer, gefüllt mit Dutzenden von Notenblättern. Nach ein paar Minuten pausiert er für einen Moment und erklärt: «Ich üebe für hüt Abig». Sofort stimmt er das nächste Lied an.

Hinter der Bühne: Das Reinigungs-Team

Dass jeder Raum des Wagerenhofs stets ordentlich und sauber ist, verdanken wir dem engagierten Reinigungs-Teams. Der Boden der Cafeteria glänzt für das Candle-Light-Dinner, und alle Seifenspender in den Toiletten sind aufgefüllt. «Ich bin immer wieder beeindruckt davon, wie reibungslos die Logistik unserer Reinigung funktioniert», ist Ressortleiterin Christine von ihren Teams begeistert. 
Dreimal täglich kommen die Teams zu einem Briefing zusammen. Treffpunkt: Grosser Sitzungsraum im Erdgeschoss. Das erste Treffen steht um sechs Uhr in der Früh an. Ausschliesslich Fachmitarbeitende sind dann vor Ort. Sie sind zuständig für den ersten Kehr in den Wohngruppen. Weil zu dieser Zeit noch alles schläft, können sie effizient und ungestört die Küchen reinigen. Beim zweiten Briefing um neun Uhr treffen auch die Mitarbeitenden der Tages- und Werkstätten ein. Für das letzte Briefing des Tages treffen sich alle nach der Mittagspause.

Gemeinsam Sinnvolles bewirken

Hinter dem geschäftigen Betrieb steht ein durchdachtes Konzept: Die Mitarbeitenden der Reinigung arbeiten in zwei Teams. Das erste Team besteht aus ausgebildeten Fachkräften. Sie erledigen klar definierte Aufgaben und folgen einem Leistungsauftrag. Abdu und Jennifer leiten dieses Team. Das zweite Team setzt sich aus Menschen aus den Tages- und Werkstätten zusammen. Ihr Arbeitsplatz ist geschützt und der Tagablauf klar strukturiert. Christa, die agogische Teamleiterin, trägt die Verantwortung für dieses Team. «Wir sorgen dafür, dass alle eine Tätigkeit ausüben, die ihren Fähigkeiten entspricht und sie nicht überfordert», erklärt sie. Freude und Erfolgserlebnisse stehen dabei im Vordergrund.

Arbeitsplatz mit Unterstützungsbedarf ohne Druck

Die Menschen, die in der Reinigung arbeiten, helfen von sich aus mit. «Wir üben keinen Druck aus», erklärt Christa. Weshalb das so gut gelingt? Christa betont, dass die Mitarbeitenden einbezogen werden. Sie dürfen selbst entscheiden, ob sie den Boden aufnehmen möchten. An diesem Prozess wachsen sie.
Anita ist ein schönes Beispiel dafür. Man habe irgendwann festgestellt, dass sie an ihrem alten Arbeitsort sehr still gewesen sei, in sich gekehrt. Sie kam deshalb versuchsweise ins Team der Reinigung. «Anfangs war sie einfach nur dabei», erinnert sich Christa. Irgendwann zeigte die Tagesstätterin von sich aus mehr Interesse, griff zum Staubwedel und half mit. Heute ist Anita ein festes Teammitglied. Christa ist überzeugt: «Jeder Mensch möchte Sinnvolles bewirken. Wenn wir etwas Schmutziges reinigen, sind die Resultate besonders gut sichtbar. Das ist sehr befriedigend.»
Die Tür zum Sitzungszimmer geht auf. Koni kommt rein und ruft fröhlich in die Runde «Hände hoch!». Auch er gehört seit einigen Jahren zum Team. Er fühlt sich sichtlich wohl. «Wenn wir unseren Bewohnern und Bewohnerinnen vermitteln können, dass sie dazu gehören, haben wir unser Soll bereits erreicht», bringt es Christa auf den Punkt.

Unsere Freizeitangebote leben von Ihrer Spende

Das Candle-Light-Dinner ist ein besonderes Ereignis im Wagi. Unsere Bewohnerinnen und Bewohner warten jedes Jahr voller Vorfreude darauf. Erst durch Ihre Spenden sind solche Freizeit-Veranstaltungen möglich.

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