Bei Alice* beginnt der Tag mit Warten auf ihre Betreuungsperson. Sie kann sich nicht selbst bewegen und ist auf Unterstützung in ihrer Bewegung und beim Transfer angewiesen, damit sie aufstehen kann. Zunächst sitzt sie neben ihrer Betreuerin Regula auf dem Bettrand: Gemeinsam versuchen sie, das Gleichgewicht zu halten. Dabei stützt Regula Alice mit dem Arm von hinten und hält sie an der Schulter fest. Sanft schaukeln sie hin und her. Das aktiviert den Gleichgewichtssinn. Er ist einer von den drei Urwahrnehmungssinnen, die sich schon vorgeburtlich entwickeln und die Wahrnehmung eines Menschen bis zu seinem Lebensende massgeblich beeinflussen. Schon das ungeborene Kind ist in der Lage, durch Bewegung und Lageveränderung die Schwerkraft und Orientierung im Raum zu spüren (vestibuläre Wahrnehmung), über die Haut eine natürliche Grenze zwischen sich und dem Mutterleib zu erfahren (somatisch) oder Schwingungen aufzunehmen, wie sie beim Sprechen oder Gehen der Mutter entstehen (vibratorisch).
Viviane Kauflin, Leiterin Fundraising & Partnerschaften
Über seine Sinne kann ein Mensch immer erreicht werden – unabhängig davon, wie schwer seine Beeinträchtigung ist. Sonst eher in sich gekehrt, schaut Alice dann auch plötzlich ihre Betreuerin mit grossen Augen an und kommuniziert in ihrer Lautsprache ein: «Aah», als wolle sie sagen: «Aah, da bist du.». Sie geht in Interaktion mit direktem Blickkontakt und fängt an, sich umzuschauen. Alice wirkt nun wach, zugewandt und zufrieden. Ihr Wohlbefinden äussert sie mit einer entspannten Atmung. Durch diese einfache Anregung der grundlegenden Sinne spürt sie sich besser, tritt in Beziehung mit ihrer Betreuerin und ihrer Umwelt. Nun ergibt für Alice auch der Transfer mit dem Tuch vom Bett in den Rollstuhl einen Sinn. Beide gewinnen an Zufriedenheit, und Alice reagiert in der Folge wacher auf das, was um sie herum geschieht.»
Das Konzept der Basalen Stimulation® nach Prof. Dr. Andreas Fröhlich stützt sich auf die oben genannten Sinne Bewegung, Wahrnehmung und Kommunikation: Einfachste basale Anregungshilfen in diesen drei Grunderfahrungsbereichen ermöglichen Menschen mit schwerster Beeinträchtigung den Zugang zu sich selbst und ihrer Umwelt. Hinzu können orale, auditive, olfaktorische, taktile und visuelle Impulse kommen. Das Angebot ist bedürfnisorientiert und entwickelt sich in Interaktion mit dem betroffenen Menschen. Voraussetzung für eine gelungene Interaktion – wie bei Alice – ist die Bereitschaft der Betreuungsperson, sich auf einen Menschen mit Beeinträchtigung einzulassen, immer wieder zu beobachten, kleinste Vitalzeichen wahrzunehmen, Erkenntnisse zu hinterfragen, Bedürfnisse auszuloten und gemeinsame Aktivitäten auszutauschen.
Das Ansprechen der Urwahrnehmungssinne, wie sie Prof. Dr. Andreas Fröhlich in der Basalen Stimulation® einbezieht, ist für 80 % unserer Bewohnerinnen und Bewohner elementar. Ohne externe Anregungshilfen in den Grunderfahrungsbereichen Bewegung, Wahrnehmung und Kommunikation können sie keine Beziehung zu sich, ihrer sozialen und dinglichen Umwelt aufnehmen.
Basale Stimulation® erfordert von den Mitarbeitenden Wissen, Erfahrung und die Bereitschaft, sich auf das Gegenüber einzulassen, gemeinsam Bedürfnisse zu ergründen und miteinander Interaktionen zu gestalten. Die entsprechenden Schulungen verursachen nicht gedeckte Kosten. Hinzu kommen sensorische, nicht finanzierte Angebote wie Erlebnisse im Therapiebad, im Snoezellenraum (zur Entspannung) oder über Musik, die alle die Urwahrnehmungssinne(Gleichgewicht, Fühlen, Schwerkraft) besonders gut ansprechen.
Mit Ihrer Spende in den Pool «Physisches Wohlbefinden - Basale Stimulation» helfen Sie mit, Menschen im Wagerenhof die benötigten basalen therapeutischen Angebote zu ermöglichen, so dass sie in Beziehung zur Umwelt treten und so Anregung und Entspannung erleben können. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.